Anna Karolina                            An die Hoffnung

Gruber

um 1800                                                         Sieh! neues Licht entströmt dem Schimmerborne

Des Ostens nach des Hochgewitters Zorne,

Und malt mit Gold den Teich, verklärt die Luft,

Entlocket allen Blumen süßen Duft.

 

Nicht säum’, o Hoffnung! Strahl’, o trauterkorne

Gespielin unsers Seyns! Du Erstgeborne

Der frommen Freude, die aus dunkler Gruft

Hervor den Harfenklang des Trostes ruft!

 

Dem Nebel ähnlich, Gram und Sorge fliehet,

Wenn, traut von unsern Küssen angeglühet,

Den Honigkelch uns deine Rechte beut.

 

Ein Engel stehst dem Christen du zur Seite,

Und stärkst sein Herz im letzten Lebensstreite,

Und zeigst den Kranz ihm ew’ger Seligkeit!

 

 

 

Anna Karolina                            Das Christenthum

Gruber

um 1800                                                         Christenthum ist eine heil’ge Halle,

Aufgebaut auf Felsen fest und hehr.

Ringsum stürmt in grausem Donnerschalle

Oft das sturmgepeitschte wilde Meer.

 

Lind jedoch des Schirmes Worte klingen

In den weiten Ozean hinein:

Nie wird finstre Schreckniß dich bezwingen;

Ewig wirst du, Lehre Christi, seyn!

 

Guter Gott und Herr! mit sanftem Troste

Regten mich die Worte stets empor.

Um mich oft das Leben feindlich toste.

 

Bald jedoch aus sel’gem Sternenchor

Eine Stimme rief, was dort geschrieben

Ruhet; „Glauben mußt du, hoffen, lieben!“